Inhalt: In Paris steht ein Haus, das allen Frauen dieser Welt Zuflucht bietet. Auch der erfolgreichen Anwältin Solène, die nach einem Zusammenbruch ihr Leben in Frage stellt. Im »Haus der Frauen« schreibt sie nun im Auftrag der Bewohnerinnen Briefe - an die Ausländerbehörde, den zurückgelassenen Sohn in Guinea, den Geliebten - und erfährt das Glück des Zusammenhalts und die Magie dieses Hauses. Doch wer war die mutige Frau, die vor hundert Jahren allen Widerständen zum Trotz diesen Schutzort schuf? Solène beschließt, die Geschichte der Begründerin Blanche Peyron aufzuschreiben.
Rezi: Manchmal ahnt man nicht, wenn man ein Buch kauft, dass man eine wahre Perle ergattert hat. Genauso ist es mir mit "Das Haus der Frauen" ergangen.
Solène erleidet durch ein traumatisches Erlebnis einen Burn Out. Sie, die erfolgreiche Anwältin, wird in eine Klinik eingewiesen. Nach ihrer Entlassung weiß sie nichts mit sich und ihrem Leben anzufangen. Ihr Psychiater rät ihr zu einer ehrenamtlichen Arbeit, um wieder Fuß zu fassen. Auf diesem Weg kommt Solène als Schreiberin in das Haus der Frauen, eine Notunterkunft für Frauen, die alles verloren haben.
Im Haus der Frauen trifft Solène auf die unterschiedlichsten Menschen und Lebensgeschichten. Da ist zum Beispiel Binta, die aus ihrer Heimat Guinea flieht, um ihre kleine Tochter vor der Beschneidung zu schützen. Oder die wütende Cynthia, die nie Liebe im Leben erfahren hat. Beim Lesen der Schicksale musste ich mehr als einmal schlucken. Sie sind mir sehr zu Herzen gegangen. Die Autorin schildet unverblümt und emotional die traumatischen Erlebnisse der Frauen. Aber sie schafft auch Räume für deren Wünsche und Bedürfnisse.
Parallel dazu wird in Rückblicken die Geschichte der Gründerin erzählt. Als Mitglied der Heilsarmee, im 19. Jahrhundert nicht gut angesehen in Frankreich, steigt Blanche auf und setzt sich ihr Leben lang für die Armen und Schwachen ein. Ich fand diese Rückblicke sehr spannend und habe Blanche bewundert für ihren Mut, ihr Durchhaltevermögen und ihren Kampfgeist. Sie eröffnet 1926 das Haus der Frauen als eine Zuflucht für all jene, die sonst nichts haben und am Rande der Gesellschaft leben. Allen Widrigkeiten zum Trotz kämpft Blanche für die Schwachen der Gesellschaft, zum damaligen Zeitpunkt eben hauptsächlich Frauen und Kinder.
Solène lernt durch die Frauen zu sich selbst zu finden, ihren Träumen zu folgen und auch mal "nein" zu sagen. Sie wächst an ihrer Aufgabe als Schreiberin im Haus der Frauen über sich hinaus und entwickelt eine ganz neue Stärke. Sie lernt neue Seiten an sich kennen und ein anderes Verständnis für ein erfüllendes Leben zu entwickeln.
Für mich ein sehr eindrucksvoller, emotional aufwühlender Roman über mutige Frauen, der zu mehr Solidarität untereinander aufruft und dazu ermuntert, auch mal über den eigenen Tellerrand zu schauen. Auf vergleichsweise wenigen Seiten (250 Printseiten) schafft es die Autorin, so viele Emotionen und Gefühle zu entfesseln, was dazu führt, dass diese Geschichte noch lange in mir nachhallen wird Für mich eine klare Leseempfehlung.
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