Bettina Flitner verliert 2017 ihre Schwester durch Suizid. In ihrem Buch geht es aber nicht vordergründig um den Selbstmord, auch wenn dieser natürlich permanent über der Geschichte schwebt, sondern Bettina erinnert sich an ihre Kindheit und Jugend. Auch auf der Suche nach dem Warum.
Die Autorin beschreibt eindringlich und berührend verschiedene Episoden des Lebens mit ihrer Schwester und ihren Eltern. Es zeichnet sich ein Bild keiner einfachen Kindheit. Schon Mutter und Großvater waren von Depressionen betroffen. Auch um die Ehe der Eltern war es nicht gut bestellt. Und mittendrin Bettina und ihre Schwester. Zudem hat sich auch Bettinas Mutter das Leben genommen. Es scheint eine Spirale zu sein, in der ihre Schwester gefangen war und keinen anderen Ausweg sah.
Bettina gewährt einen tiefen und sehr persönlichen Einblick in ihr Leben und das ihrer Schwester. Es war, als stünde ich als Leser mit im Zimmer oder säße mit im Auto. Der Erzählstil ist anschaulich und einnehmend, eindringlich. Bettina wechselt immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Nicht immer wusste ich sofort, an welchem Zeitpunkt ich gerade bin.
Letztendlich gibt es nicht die eine Antwort, es gibt viele Antworten und noch mehr Fragen. Selbstmord ist heute oft noch ein Tabuthema. Bettina Flitner bricht mit diesem Tabu und lässt den Leser schnörkellos an ihrem Innenleben teilhaben.
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