Das Buch wird als Mystery-Thriller beworben, was bei mir eine gewisse Erwartungshaltung hervorgerufen hat. Nach dem ersten Drittel habe ich mich gefragt, was hier mystisch sein soll und wo der Thrill bleibt.
Wir lernen Lilja kennen, die ihre Schwester Edith besucht, nachdem diese sie gebeten hat, zu ihr zu kommen, da an dem Theater – ihrem Arbeitsplatz – merkwürdige und beängstigende Dinge vor sich gehen.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht des 12-jährigen Daniel Nygard im Jahr 1981 und seiner inzwischen erwachsenen Tochter Lilja 36 Jahre später erzählt. Lilja will endlich wissen, was mit ihrem Vater geschah und warum es schließlich in der Tragödie endete, die seinen Tod zur Folge hatte als sie gerade erst 6 Jahre alt war.
Nachdem ich mich davon verabschiedet habe, dass es sich um einen Mystery-Thriller handelt, konnte ich in die Geschichte eintauchen und mich von den Geheimnissen rund um die Geschehnisse im Jahr 1981 gefangen nehmen. Durch die unterschiedlichen Zeitebenen nähert man sich sowohl von der Vergangenheit als auch der Gegenwart aus den Geschehnisse im Sommer 1981. Gemeinsam mit Lilja begeben wir uns auf eine teilweise sehr schmerzliche Reise. Im Mittelpunkt steht immer wieder das Theaterstück, welches ihr Vater vor seinem Tod geschrieben hat und in dem ihre Schwester nun eine Hauptrolle spielt. Irgendjemand sabotiert das Stück und schreckt auch nicht davor zurück, Menschenleben aufs Spiel zu setzen und ihre Schwester zu bedrohen. Und Lilja ahnt, dass es irgendetwas mit ihrem Vater und den Geschehnissen im Jahr 1981 zu tun hat. Und mit seinem vermeintlichen Selbstmord.
Als der Leser endlich erfährt, was passiert ist, offenbart sich die gesamte Tragik der Geschichte. Das Buch zeigt, was mit Menschen passieren kann, wenn sie als Kind etwas Traumatisches erleben und niemand da ist, um ihnen beizustehen und zu helfen. Die Geschichte zeigt, wie schwer Schuld auf einem Menschen lasten kann, wie sehr Schuld ein Leben zerstören kann. Es gibt viele tragische Figuren in der Geschichte, aber auch das wirklich Böse, welches auf eine ganz eigene Art bestraft wird.
Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die beiden Handlungsstränge aus Vergangenheit und Gegenwart zusammen zu führen, zu verknüpfen und in einem runden Ende aufzulösen.
Die Figuren sind tiefgründig und authentisch, der Schreibstil stellenweise fast schon poetisch, auf jeden Fall bildgewaltig, und liest sich sehr schön. Schlussendlich sehe ich dem Buch allerdings weniger einen Mystery-Thriller, als eine spannende Familientragödie mit Thrillerelementen in der 2. Hälfte.
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